Das bin nicht ich! Zur Geschichte des Porträts als prekäre Gattung

Das bin nicht ich! Zur Geschichte des Porträts als prekäre Gattung

Veranstalter
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig
Veranstaltungsort
Wolfenbüttel; Braunschweig
PLZ
38304
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
11.07.2023 - 12.07.2023
Von
Hole Rößler, Abteilung Forschungsplanung und Forschungsprojekte, Herzog August Bibliothek

Die interdisziplinäre Tagung will den paradoxalen Charakter des Portraits fokussieren: Im Zentrum stehen die Momente, in denen die Reflexion des drohenden oder tatsächlichen Scheiterns, neue Ansätze und Lösungen in Theorie und Praxis hervorbrachte. Und so ist nicht nur zu untersuchen, welche bildimmanenten und externen, ästhetischen, verbalen und performativen Strategien entwickelt wurden, um das Bildnis immer wieder vor seinem Scheitern zu retten.

Das bin nicht ich! Zur Geschichte des Porträts als prekäre Gattung

Als Denis Diderot sich empört mit einem „Das bin ich nicht!“ von seinem Bildnis distanzierte, konnte er sich nicht nur in eine Tradition der Kritik einreihen, antizipiert war damit auch, was in aktuellen Portraittheorien diskutiert wird. Dass jedes Bildnis im Selben stets das Andere hervorbringt, dass es nie garantieren konnte, das erwünschte Maß einer über die äußeren Merkmale hinausreichenden Ähnlichkeit überzeugend zu vergegenwärtigen. Die Gefahr, an den eigenen Ansprüchen zu scheitern, begleitet die Geschichte des Portraits von Anfang an. Die uneinholbaren körperlichen Veränderungen des Modells, der immer schon problematische Status des Subjekts, die Bedingungen des Mediums und die jedem Bildnis eingeschriebene ikonische Differenz – diese und andere Faktoren lassen bereits ahnen, dass das Portrait nicht erst in der visuellen Kultur der Moderne und Gegenwart zum Problemfall wurde, sondern bereits in der Frühen Neuzeit eine von Widersprüchen begleitete, geradewegs prekäre Gattung war.

Eine Kooperation der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.

Konzeption und Organisation: Victoria von Flemming und Hole Rößler

Die Teilnehmerplätze für den 11. Juli sind begrenzt. Wir bitten für diesen Tag um Anmeldung unter bildkulturen@hab.de. Eine online-Teilnahme ist möglich. Bitte melden Sie sich für den Teilnahme-Link ebenfalls unter bildkulturen@hab.de.

Programm

Dienstag, 11. Juli 2023
(Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Bibelsaal)

09.30 Uhr
Johannes Mangei (Stellvertretender Direktor der HAB): Begrüßung

09.45 Uhr
Victoria von Flemming / Hole Rößler: Einführung

10.15 Uhr
Franz Reitinger: Hinter jedem Porträt lauert ein anderes. Varietät und Prekarität einer Großgattung der Bildenden Künste

11.00 Uhr
Marita Tatari: Unvermutete Identität. Die Beharrlichkeit des Porträts

11.45 Uhr
Pause

11.15 Uhr
Ernst van Alphen: Reflections on Portraiture. Unifying the Face and the Gaze of the Cyclops

12.00 Uhr
Ulrike Bergermann: Midjourney und „The Law of Genre“

12.45 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Katharina Sykora: Zerrbilder. Physiognomische und mediale Störungen im Fotoportrait

14.45 Uhr
Wolfgang Brückle: Flucht vor dem Selbst im Bild. Familienbande als Gegenstand des Schriftstellerporträts

15.30 Uhr
Pause

15.45 Uhr
Sonja Klimek / Nora Zügel: „Als sie ihr Bildniss schildern sollte“. Zur Theorie und Geschichte des prekären Genres „lyrisches Porträtgedicht“

16.30 Uhr
Anne Eusterschulte: „Jener Augenblick, der das Gesicht in Dunkelheit hüllt.“ Das Selbstportrait als Ruin(e) in Jacques Derridas Mémoires d’aveugle

17.15 Uhr
Pause

17.30 Uhr
Rudolph Preimesberger: „con figuras y retratos, muy al vivo.“ El Grecos „Begräbnis des Grafen Orgaz“ in Toledo. Zu einigen der Topen seiner Rezeption

Mittwoch, 12. Juli 2023
(Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig)

09.30 Uhr
Ana Dimke (Präsidentin der HBK): Begrüßung

09.45 Uhr
Udo Thiel: Personalität und Selbstbewusstsein in der Philosophie der Frühen Neuzeit

10.30 Uhr
Victoria von Flemming: Denis Diderot und Michiel van Loo: eine kritische Theorie avant la lettre

11.15 Uhr
Pause

11.30 Uhr
Marianne Koos: Ähnlichkeit als vergängliche Qualität. Liotard, La Tour und die Frage des ‚faire‘ im Portrait des 18. Jahrhunderts

12.15 Uhr
Mittagspause

13.30 Uhr
Kristin Marek: Maske und Abdruck. Maske, Modell, Effigies. Albrecht Dürers Kritik des Porträts

14.15 Uhr
Hole Rößler: Verlorene Profile. Gesichtsverlust als Porträtstrategie

15.30 Uhr
Pause

15.45 Uhr
Bert Rebhandl: Ulrike Ottinger – eine kleine Einführung

16.00 Uhr
Filmvorführung: Ulrike Ottinger: Bildnis einer Trinkerin (1979)
im Anschluss: Ulrike Ottinger im Gespräch mit Bert Rebandl

19.00 Uhr
Tagungsende

Kontakt

E-Mail: bildkulturen@hab.de

https://www.hab.de/event/das-bin-nicht-ich/